Vor jeder Hochzeit steht in der Regel der Heiratsantrag. Schließlich möchte man ja noch bevor man vor dem Traualter steht auch wissen, ob der Partner denn überhaupt heiraten möchte. So mancher hat sich für einen Heiratsantrag schon mächtig ins Zeug gelegt und eine mitunter bahnbrechende Show veranstaltet, nur um der oder dem Liebsten seine Liebe zu beweisen und ein „Ja“ zu bekommen. Ob nun aber mit einem Ständchen auf dem Schifferklavier vor dem Fenster der Liebsten, eine Tanzeinlage mit den besten Freunden oder eher unspektakulär nach einem romantischen Essen, die Art des Antrages ist und bleibt am Ende eine Frage des eigenen Geschmacks und der jeweiligen Vorstellungen. Doch wo kommt der Heiratsantrag eigentlich her?
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Der Heiratsantrag und sein Ursprung
Die Heirat an sich gibt es bereits seit der Römerzeit, auch wenn es hier eher die besser betuchte Gesellschaft war, denen es möglich war, Frau und Kind ernähren und finanziell absichern zu können. Seinerzeit wurde zur Übermittlung des Heiratsantrages noch ein Bote entsendet, der die Familie der Braut aufsuchte, um dieser die Heiratsabsichten zu übermitteln. Damals geschah der Heiratsantrag also noch eher unpersönlich. Dafür gab es aber auch durchaus seine Gründe. Denn einen Boten entsenden zu können, zeugte von Reichtum, Klasse und guter Gesellschaft. Außerdem hatte der Antragsteller sein Gesicht wahren können, wenn der Heiratsantrag abgelehnt worden sein sollte. Dies wurde auch noch bis in die frühe Neuzeit beibehalten.
Noch bis vor etwa 100 Jahren war es so, dass die Braut selbst gar nicht erst um deren Hand angehalten wurde. Vielmehr wurde ihr schlichtweg kein Mitspracherecht beigepflichtet, sondern der Bräutigam oder dessen Mutter wendete sich an den Vormund der Angebeteten, die über die Zukunft der Braut entschieden hatten. Damals ging es in der Regel weniger um Gefühle und Romantik denn um wirtschaftliche oder politische Gründe, weshalb die Meinung der Braut gar nicht erst von Belang war. Noch bis etwa zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurde diese Art des Heiratsantrages beibehalten.
Mit der Emanzipation kam die Veränderung
Irgendwann kam die Zeit der Emanzipation und die Frauen forderten ein Mitspracherecht. Sie wurden selbstbewusster, wollten selbstständig sein und auch für sich selbst entscheiden dürfen. Dies war auch die Zeit, als der Heiratsantrag einen Wandel erlebte. Plötzlich wollten es sich die Frauen nicht mehr gefallen lassen, dass ihre Eltern über ihre Zukunft entschieden, sondern sich bewusst für den Mann entscheiden, den sie liebten. Von da an waren Liebeshochzeiten immer häufiger an der Tagesordnung als die Zwangsheirat. Fortan wurde kein Bote mehr vom Bräutigam entsendet, welcher der Liebsten den Heiratsantrag überreichte, sondern der Bräutigam hielt persönlich um die Hand der Angebeteten an.
Heiratsantrag in Großbritannien
In Großbritannien gibt es einen ganz außergewöhnlichen Brauch. Denn an jedem 29. Februar fallen mehrere Hundert Frauen regerecht auf die Knie, um ihren Liebsten einen Heiratsantrag zu machen. Dieser „Leap Day“ geht Überlieferungen zufolge auf den heiligen Patrick zurück, der den Frauen am 29. Februar das Recht eingeräumt hatte, um die Hand ihres Auserwählten anzuhalten. Seit 1288 wurde der Leap Day alle vier Jahre in Großbritannien veranstaltet. Im 19. Jahrhundert jedoch erfuhr dieser Tag eine ganz neue Bedeutung. Denn die Frauen begannen plötzlich immer häufiger, den Leap Day zu nutzen, um der Partnerwahl durch die Eltern zu entgehen, indem sie ihrem Liebsten einen Heiratsantrag machten.
Heiratsantrag in der Türkei
In der Türkei war es nicht schon immer so einfach, dass ein verliebtes Paar auch heiraten durfte. Denn einst hatten die Eltern für ihre Tochter entschieden, wen sie später einmal heiraten sollte. Meist wurde die Tochter bereits als Baby ihrem zukünftigen Ehemann versprochen und hatte später keine andere Wahl, als der Entscheidung ihrer Eltern zu folgen. Inzwischen hat sich allerdings auch hier einiges getan und Mann und Frau lernen sich auf normalem Wege kennen, wie etwa bei einer Party, in der Disco oder auch auf offener Straße. Wichtig ist auch hier nur, dass sie sich lieben. Im Durchschnitt ist die Frau dabei zwischen 20 und 30 Jahren alt. Allerdings ist es dennoch üblich, dass die Eltern des Bräutigams bei der Familie der Braut um die Hand der Tochter anhält und erst nach deren Einverständnis eine Hochzeit möglich ist.